Das Café am Rande der Welt – Meine Meinung dazu

April 4th 2020

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Ich lese das Buch ‘Das Café am Rande der Welt’

Eigentlich mag ich das Buch recht gerne— die Kapitel sind kurz und so kann man leicht hier und dort ein Kapitel lesen, ohne so tief in die Materie eintauchen zu müssen.

Wie auch Bücher wie Der Alchimist von Paulo Coelho oder Siddhartha von Hermann Hesse kann man aus dem Buch sicherlich viel mitnehmen. Coelho kaut seine Themen auch gerne vor, Hesse dagegen lässt seine Leser gerne auch mal selbst denken.

Es stellt die Frage nach dem ‘Warum bist Du hier?’, wie in ‘Was ist der Sinn deiner Existenz?’

Ich mag diese Frage gern, aber mir gefällt nicht, wie offensichtlich sie gestellt wird. Nichts daran gleicht einem Suchen und einem Finden— selbst der Alchimist konnte das besser, obwohl auch dort alles auf einem Silbertablett präsentiert ist, aber hier ist alles noch deutlicher. Ich benutze meinen Kopf eigentlich ganz gerne mal.

Nichtsdestotrotz animiert das Buch natürlich zum Nachdenken. Mir gefällt die Frage: Warum bist du hier, was ist der Sinn deiner Existenz und wie kannst du diesem Sinn nachstreben. Mir gefällt auch die Idee der Zeitverschwendung, die John mit dem Öffnen und Lesen von Briefen kommentiert. Wie oft verschwenden wir unsere Lebenszeit wirklich? Und wann ist es Zeitverschwendung?

Ist es Zeitverschwendung, wenn ich ein Buch schreibe? Ich habe dem Schreiben definitiv meine Jugend geopfert, habe nichts anderes gemacht, als zu schreiben. Aber sehe ich das als etwas Schlechtes? Nein! Ich bin zufrieden. Ich konnte vieles nachholen, denn ich bin immer noch jung. Wann ist man erwachsen? Wann ist man Kind? Gibt es all das überhaupt? Wenn man es gewohnt ist, nachzudenken, alles zu hinterfragen und zu zerdenken — mag es gut sein, oder schlecht, dann kann man diesem Buch mehr entnehmen, als nur das Offensichtliche, das auf dem silbernen Tablett serviert wird. Aber wer nur liest und kaum seinen eigenen Grips anstrengt, der nur die Worte, aber nicht die tiefe Bedeutung dahinter sieht, der langweilt sich nicht, so wie ich mich an Stellen langweile, der versteht allerdings auch nicht, was dieses Buch wirklich sagen will.

Was kann man von einer grünen Meeresschildkröte lernen? Unendlich viel, aber warum erzählt mir der Autor alles? Habe ich nicht ein Recht darauf, meine eigenen Lehren aus dem zu ziehen, was er schreibt? Ich will mich nicht beschweren, wirklich nicht, aber ich glaube, dass dieses Buch noch viel wertvoller wäre, wenn es nicht alle antworten vorwegnehmen würde.

Eine Frage gefällt mir unterdessen sehr gut: ‘Tust du das, was du willst?’, oder ‘Tust du das, was dich glücklich macht?’ und die damit verbundene Geschichte über den Geschäftsmann und den Fischer. Damit bezieht er sich auf die ‘Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral’ von Heinrich Böll, die in etwa so aussieht: In einem Dort trifft ein Tourist auf einen Fischer, der an Land in seinem Boot sitzt und sich sonnt. Die beiden beginnen ein Gespräch und der Tourist fragt den Fischer, warum er nicht mehr Fische fängt und sie verkauft. Er könnte sich am ökonomischen Wachstum betätigen und irgendwann so reich sein, dass er seine Freizeit genießen kann. ( Hier nur wirklich verkürzt, die ganze Geschichte lässt sich aber mit einer einfachen Google Suche leicht finden.)

Die Frage ließ mich nachdenken, darüber, ob ich wirklich das mache, was ich liebe, oder ob ich irgendwo im Angesicht des Geldes meine Verbindung zu meiner früheren Leichtigkeit verloren habe. Immerhin: als Kind tun wir doch meistens nur das, was uns glücklich macht, oder nicht? Welches Kind— heute und in der modernen Zeit natürlich, verschwendet denn auch nur eine Sekunde lang seine Gedanken an Geld, Macht und Reichtum? Und sind sie es nicht, die am Reichsten sind?

Natürlich regen die Fragen und Themen zum Nachdenken an. Vielleicht sollte jeder, der dieses Buch liest, nicht nur lesen, sondern sich auch Notizen machen und vielleicht sollte man dieses Buch nicht alleine lesen. Denn ich glaube im Gespräch mit anderen ist dieses Buch noch viel wertvoller. Denn dann kommt ein Gespräch zustande, dann kommt man zu antworten, die man sonst vielleicht nicht finden würde.

Empfehle ich das Buch? – Sicher! Jedes Buch, dass zum Nachdenken anregt, ist in meinen Augen ein gutes Buch. Es liest sich gut und darin steht viel Richtiges. Wer selbst nachdenken will, kann sich aus dem, was er hie liest sicherlich noch weitere, eigene Fragen erschließen.

Mir wiegt das Herz so schwer
wie graue Wolken am Himmelszelt.
Und ich frag mich, wie’s wohl wär
in einer anderen, fremden Welt.

© Yana Schumacher